DIE NEUERFINDUNG EINES PREISES
Erich-Mendelsohn-Preis 2023 für Backstein-Architektur
Der krönende Abschluss eines umfangreichen Prozesses: Einen Grand Prix und siebenmal Gold haben wir im Namen der Initiative Bauen mit Backstein am 8. September vor über hundert internationalen Gästen im ausgebuchten Taut-Saal des Deutschen Architekturzentrums Berlin vergeben. Von der Einreichung bis zur Presseberichterstattung richten wir den Preis für Backstein-Architektur alle drei Jahre im Auftrag der Initiative Bauen mit Backstein aus. Erstmals war der Preis in diesem Jahr dem neuen Namensgeber Erich Mendelsohn gewidmet. Die Preisverleihung war der Abschluss eines einzigartigen Transformationsprozesses, den unser Preis in den vergangenen drei Jahren durchlaufen hat.
Die Gewinner des Erich-Mendelsohn-Preises 2023 für Backstein-Architektur mit Kopfkunst-Moderator Jens Kallfelz (links). © Markus Mirschel
Seit seiner Geburtsstunde 2008 hat sich der damalige Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur weltweit einen Namen in der Branche gemacht. Die auslobende Initiative Bauen mit Backstein hat einen unabhängigen Architekturpreis ins Leben gerufen, der ein starkes Netz an Kooperationspartnern hat, zu dem der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) sowie auflagenstarke Fachmagazine wie Bauwelt und Baumeister zählen. Zusammen mit dem von uns konzipierten und für die Initiative herausgegebenen VORTEILE-Magazin sowie dem Webauftritt bietet die Auszeichnung Architekten eine große Bühne und rückt den Backstein ins Blickfeld der internationalen Architektur. Eine unabhängige, hochkarätig besetzte Jury sorgt für Glaubwürdigkeit und das notwendige Renommee.
Die Preisträgerinnen und Preisträger werden in der Fachpresse einer breiten Öffentlichkeit präsentiert: hier im Schweizer Architektur- und Designmagazin Atrium.
In jüngster Zeit ist die NS-Vergangenheit Fritz Högers wieder stärker in den Blick geraten. Für eine ernsthafte und seriöse Beurteilung haben wir – unterstützt durch die Initiative und den BDA – eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Fragestellung nach Högers Gesinnung in Auftrag gegeben. Im Fazit der Studie hält der Hamburger Historiker Prof. Thomas Großbölting fest: „Höger ist hoch nationalistisch-völkisch und rassistisch […] und teilte bereits in seiner frühen politischen Sozialisation viele Ideologeme mit dem Nationalsozialismus, akzentuierte diese zwischen 1933 und 1945 aus Opportunismus und hing an verschiedenen dieser Ideen auch nach 1945.“ Auf dieser Grundlage hat die Initiative Bauen mit Backstein beschlossen, dem ehemaligen Fritz-Höger-Preis einen neuen Namen zu geben, der dem internationalen und progressiven Charakter des Wettbewerbs nachhaltig Ausdruck verleiht.
Thomas Großbölting | Fritz Höger: Eine politisch-professionelle Biografie
Während der neu ins Leben gerufene Preis zunächst vom Renommee des Namensgebers profitierte, um seinen Platz unter den größten Architekturpreisen zu finden, ist der Preis heute etabliert genug, um diese Dynamik umzudrehen. Es ergab sich also die Chance, eine in der jüngeren Vergangenheit eher in Vergessenheit geratene Persönlichkeit zu würdigen und ihr wieder eine starke Plattform im Diskurs der Gegenwart und Zukunft zu bieten. Eigentlich konnte es nur einen geben: Erich Mendelsohn, der von Berlin aus das Gesicht der Moderne weltweit geprägt hat und wie kein anderer für den innovativen Umgang mit Backstein und anderen Baustoffen steht. Ein besonderer Gewinn für den Abstimmungsprozess war – neben der Korrespondenz mit Mendelsohns Nachkommen in den USA – der Austausch mit dem Erich Mendelsohn Initiative Circle, der aktuell das Potenzial von Mendelsohns Werk zur Nominierung als Weltkulturerbe untersucht.
Zum neuen Namen gehörte auch ein Design-Refresh mit einem modernerem Look fürs Logo.
Clos Pachem Winery | HARQUITECTES | Winner Grand Prix beim Erich-Mendelsohn-Preis 2023 für Backstein-Architektur © Jesus Granada, Markus Mirschel
Impressionen der Preisverleihung
© Markus Mirschel